Alterswohnungen Werdhölzli, Zürich
Die Ost-West ausgerichtete Quartierachse der Bändlistrasse durchquert zwei grundsätzlich unterschiedlich morphologisch geprägte Quartierstrukturen.
Während der heutige Bestand im Süden sehr heterogen wirkt, wird sich die Ausganglage mittelfristig mit den weiter anstehenden Verdichtungsmassnahmen
massgeblich ändern. Die hohe Lärmbelastung wird eine dichte und geschlossene Bauweise favorisieren und damit die Fassung und Aktivierung der Bändlistrasse erneuern. Anders prägt sich der Anschluss nach Norden: Zwischen den im durchgrünten Raum stehenden Einzelbauten, Hochhäusern und Siedlungen wird die dahinterliegende Landschaft erfahrbar.
Wir schlagen vor, den Neubau nicht an der Bändlistrasse auszurichten, sondern das Neubauvolumen in der Logik des durchgrünten Raumes frei zu setzten. In der typologischen Verbindung von Hof- und Turmbaute kann sowohl stadträumlich ein Akzent gesetzt als auch ein Ort geschaffen werden, der sich sinnvoll von öffentlichen, gemeinschaftlichen und privaten Aufgaben und Interessen differenzieren lässt. Mit der Akzentsetzung grenzt das neue Haus direkt an den Vorraum der Tramschleife Werdhölzli. Damit entstehen ein städtischer Auftritt und eine klare Adressbildung.
Im Osten wird ein grosser Bereich der Parzelle nicht bebaut. Dieser Ort soll stadträumlich der Vernetzung des Strassenzugs zu den im Norden angrenzenden,
landschaftlichen Erholungsräumen zugewiesen werden. Der Neubau der SAW soll damit exemplarisch die urbane Situation des Platzes, aber auch die dringend notwendige Vernetzung des Aussenraumes aktiv fördern.
Die Disposition des Neubaus ermöglicht dies auf sehr selbstverständliche Weise: das Volumen umfasst einen privaten Innenhof und spielt im Osten einen parkartigen gemeinschaftlichen Grünraum frei.
Das Tragwerk ist als klassische Skelettstruktur mit Stützen, Platten und aussteifenden Erschliessungskernen ausgebildet. Die Kerne sowie das Untergeschoss werden in Massivbauweise erstellt, während der gesamte überirdische Teil des Hauses zwecks Reduktion der CO2-intensiven Materialien in Holz-Beton-Verbundbauweise vorgesehen ist. Die Holzbeton-Verbunddecken stützen sich auf einen regelmässigen Stützenraster. Die sichtbar bleibenden Brettschichtplatten bilden eine fertige Deckenoberfläche.
Das Tragwerk verfolgt eine möglichst konsequente und direkte Lastabtragung, die im Bereich des Gemeinschaftsraumes mit wenigen Stützabfangungen zur Erreichung eines stützenfreien flexibel bespielbaren Raums auskommt.
Das Projekt wird mit einer Hybridkonstruktion entwickelt. Die Holzkonstruktion bleibt dabei im Deckenbereich sichtbar. Der Betonanteil wird stark reduziert und nur dort eingesetzt (Überbeton), wo er als Material effizient und leistungsfähig ist. Mit dem Überbeton löst man die bauakustischen Anforderungen über die einzelnen Stockwerke. Die Aussenwände werden als Holztafelbau vorgesehen. Innenseitig erhalten sie dort eine GK-Vorsatzschale wo der Wandquerschnitt infolge der Schallanforderung optimiert werden muss.
Laube und Balkone werden über Holzstützen abgelastet. Auch hier wird eine Hybridkonstruktion vorgeschlagen, die mit Überbeton vergossen wird.
Der Hof vermag dem ganzen Haus eine «Mitte» zu geben, einen zentralen Identifikationsort, der in der teilweise hektischen Situation einen Ort der Ruhe bildet. Das Erdgeschoss nutzt diese Möglichkeit, gemeinschaftliche Funktionen und Betreuungsbereiche mit einer direkten Anbindung zu diesem geschützten Hofraum anzuordnen. Der Haupteingang schliesst direkt an ein Nord-Süd verlaufendes Foyer an, welches mit dem Gemeinschaftsraum verbunden werden kann.
Der umlaufende, vorgestellte Balkon bildet ein Pendent zur äusseren Erschliessung. Balkon und Laube ergeben einen allseitig einfachen strukturellen Ausdruck des Gebäudes. Die im Osten gelegene Balkonverbindung bindet nicht nur das Gebäude zusammen, sondern ermöglicht auch, die durch die Lärmabgewandtheit nach Norden ausgerichteten Balkone mit einem allgemeinen Aussenbereich mit Ost-West Ausrichtung zu ergänzen. Nach Aussen entsteht ein räumlicher Filter, der den landschaftlichen Vorbereich mit dem Hofraum verbindet.
Hofhaus und Turm werden so organisiert, dass kompakt geschnittene Wohnungen mit guten Raumproportionen resultieren. Die Wohnungen werden über eine abtrennbare Eingangszone erschlossen. Trotz der kompakten Wohnungsgrösse kann so viel Stauraum angeboten werden. Der gesamte Wohnungsgrundriss wird Lärm abgewandt ventiliert. Zur Laube werden prinzipiell keine Wohnräume ausgerichtet. Der Laube vorgelagert werden Nischen ausgebildet, die den Erschliessungsraum aktivieren und einen Raumbezug zur Küche mit Essbereich ermöglichen.
Die Wohnungen sind so konzipiert, dass Zimmer an Zimmer anschliesst. Damit reduziert man die massgebliche Erschliessungsflächen. Trotz des engen Zuschnittes gelingt es so, gut proportionierte Räume auszubilden, die gesamthaft Korridore unnötig machen. Gerade im Kontext von altersgerechtem Wohnen erlaubt dieses Konzept gute und breite Raumübergänge mit spannenden Diagonalbezügen. Im Turm wird in Ergänzung zu den Kleinwohnungen ein nach Osten orientiertes Gästezimmer vorgeschlagen. Dieses wird direkt über die Kernanlage erschlossen.
Alterswohnungen Werdhölzli, Zürich
Bändlistrasse 68
8064 Zürich
Schweiz
Landschaft: Neuland ArchitekturLandschaft GmbH
Nachhaltigkeit: Durable Planung und Beratung GmbH