Schulhaus Entlisberg, Zürich
Kontext
Zürich-Wollishofen erlebte anfangs des 20. Jahrhunderts eine grosse bauliche Entwicklung. Damit einhergehend wuchs die Quartierbevölkerung von 1900-1940 um rund 11'000 Einwohner an. Auf Initiative der Stadt Zürich wurden auf dem Entlisberg gemeinnützige Siedlungen nach den Prinzipien der Gartenstadtidee angelegt. Inmitten der Wohnsiedlungen wurde 1947 das Grossschulhaus Entlisberg nach den Plänen der Architekten Kräher & Bosshard erbaut. Der Landschaftsarchitekt Gustav Ammann gestaltete die Schulhausumgebung. Die parkartige Schulanlage mit ihren grossen Bäumen verbindet sich optisch mit den weiträumig angelegten Wohnsiedlungen des Quartierteils zu einem Gesamtkunstwerk der Stadtplanung aus der Gartenstadt-Ära. So ist das Gebiet im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz ISOS mit Erhaltungsziel A.
Wie aber erweitert man eine geschützte Bausubstanz in einem geschützten Umfeld? Der ursprünglich Plan von Gustav Ammann liefert hierzu eine einfache und plausible Antwort: Bleibt die nordöstliche Ecke doch in Ammanns Plan für zwei Geschossbauten reserviert und dabei weitgehend vom Landschaftsarchitekten unbeplant. Genau in diese unbeplante Ecke soll der Neubau nun so gesetzt werden, dass die von Ammann konzipierten Schulgärten kaum beeinflusst und bis zur Ecke ausgeweitet werden kann.
Schulhaus und Mensapavillon
Bei der Betrachtung des Entwurfs von Gustav Ammann erkennt man, dass er bewusst mit der spezifischen Formensprache spielte, die er als modisch-rustikal bezeichnete. Er wollte die idyllische Welt der Landschaft einbeziehen und die Schule darin einbetten, um das Gefühl eines Schulraums im Grünen zu kreieren. Beim Bau der Entlisberg-Schule wurde den Planern klar, dass der Massstab der Schule aufgebrochen werden musste. Dies erreichten sie, indem sie die Länge des Gebäudes durch die Verwendung verschiedener Materialien und die geschickte Platzierung von Pavillons auflockerten. Mit der neuen Interpretation von Schule und Mensa als zwei neue Pavillons soll diese Idee von weiterentwickelt und in das Gebiet integriert werden.
Architektur und Materialisierung
Die konstruktive Logik der beiden Neubauten leiten sich von den Fügungsprinzipen ruraler Bauten ab. Unter der Prämisse einer möglichst kostengünstigen und nachhaltigen Konstruktion soll alles so direkt und einfach wie möglich gefügt werden. Schulhaus und Mensapavillon werden als Holzkonstruktion mit Holz-Beton-Hybrid-Decken konzipiert.
Wie seiner Zeit die Architekten des Bestandsbaus, die sich mit dem herrschenden Materialmangel nach dem Krieg auseinandersetzen mussten, müssen wir uns heute mit der Reduktion des Materialeinsatzes und dessen Effizienz auseinandersetzen. Technikarme und materialeffiziente Konstruktion stehen im Vordergrund.
Der Holzbau setzt die die Konstruktion von Innen nach Aussen fort. Die architektonischen Elemente werden mit unterschiedlichen Farben behandelt. Die Autonomie der einzelnen Elemente werden als Teil des Ganzen gestärkt. Gleichzeitig entsteht ein räumlicher und atmosphärischer Reichtum, der sich von der üblichen Homogenisierung absetzt und seine Identität aus der Farbigkeit der Konstruktion schöpft. Das neue Schulhaus erscheint mit seiner durchlaufenden Farbigkeit leicht und offen.
Schulhaus Entlisberg, Zürich
Balberstrasse 71
8038 Zürich
Schweiz
Landschaftsarchitektur: Studio Vulkan Landschaftsarchitektur AG, Zürich